Vortrag: Faschismus, Nationalsozialismus, Ummasozialismus – Zur Aktualität der negativen Aufhebung des Kapitals

Vortrag von Stephan Grigat, veranstaltet von AK Antifa Mannheim.
Der Nationalsozialismus hat gezeigt, wie Erfolg versprechend die Mobilisierung einer antikapitalistischen Revolte zur Rettung des Kapitals sein kann. Zum Zwecke der Krisenlösung schwangen sich die Deutschen und ihre Hilfsvölker zu einer groß angelegten, von Ressentiment und Hass getriebenen, wahnhaften Verteidigung des vermeintlich Konkreten und Natürlichen vor dem Abstrakt-Künstlichen auf. Im Vernichtungsantisemitismus vollzog sich die negative Aufhebung des Kapitals – eine fetischistische Revolte gegen das Kapital auf seiner eigenen Grundlage.
Das sich in dieser konformistischen Revolte artikulierende regressiv-mordlüsterne Bedürfnis artikuliert sich heute unter anderem in jenem ressentimenthaften antiwestlichen Antikapitalismus, wie er keineswegs nur für islamische Djihadisten, Nazis und andere Antiimperialisten typisch ist. Eine der bedrohlichsten Erscheinungsformen eines Ummasozialismus, der sich sowohl in Anknüpfung als auch in Abgrenzung zum Nationalsozialismus als islamische Heilslehre gegen die Zumutungen der Moderne artikuliert, ist das iranische Regime, das mit umso größerer Bewunderung der heimischen Nazis rechnen kann, je deutlicher es sich für eine „Welt ohne Zionismus“ stark macht.

Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der Uni Wien, Autor von Fetisch und Freiheit. Über die Rezeption der Marxschen Fetischkritik, die Emanzipation von Staat und Kapital und die Kritik des Antisemitismus (ça ira 2007), Herausgeber u.a. von Feindaufklärung und Reeducation. Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus (ça ira 2006) und Mitherausgeber u.a. von Iran im Weltsystem. Bündnisse des Regimes und Perspektiven der Freiheitsbewegung (Studienverlag 2010).

Beginn 19:30 Uhr, Cafe Filsbach
Begegnungsstätte Westliche Unterstadt e.V.
J6, 1-2
68159 Mannheim