Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft

Freitag, 14.10.2011, 19:00 Uhr, Café Filsbach

Referent: Mirko Niehoff (Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, Berlin)

Wenn es um „Antisemitismus und Migrationsgesellschaft“ geht, dreht sich die Diskussion oft um die Frage, inwieweit es sich bei aktuellen Erscheinungsformen des Antisemitismus um ein ganz neues Phänomen und komplett neue Trägerschichten handelt. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei zumeist die islamische Welt und muslimisch sozialisierte Menschen in Europa.
Mittlerweile ist sich die Forschung weitgehend einig in der Annahme, dass es keinen neuen im Sinne eines strukturell vom modernen europäischen verschiedenen Antisemitismus unter Muslimen gibt. Vielmehr liegt es im Wesen des Antisemitismus begründet, dass er problemlos adaptiert und jeweils aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Entwicklungen angepasst werden kann.
Eine der Herausforderungen für die pädagogische Arbeit zur Antisemitismusprävention mit herkunftsheterogenen Lerngruppen sind die divergierenden historischen, kulturellen und politischen Bezüge der Jugendlichen, sowohl hinsichtlich der Konstruktion der eigenen Identität als auch hinsichtlich individueller Positionierungen. Weltpolitische Ereignisse finden nicht mehr – aus der Perspektive der Jugendlichen gesehen – weit weg statt, sondern wirken direkt auf und in Lern- und Jugendgruppen.

Zur Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus e.V.
Die KIgA e.V. wurde Ende 2003 gegründet und war der erste zivilgesellschaftliche Verein, der sich dem aktuellen Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft aus einer pädagogischen Perspektive angenommen hat. Zum Selbstverständnis des Projektes gehört es, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenarbeiten. Und, dass unterschiedliche Zielgruppen unterschiedlich angesprochen werden müssen. Die KIgA entwickelt Konzepte für die außerschulische und schulische Bildungsarbeit auf unterschiedlichen Niveaustufen. Gleichzeitig arbeitet die KIgA kontinuierlich mit Multiplikatoren/-innen und versucht, diesen im Rahmen von Lehrerfortbildungsseminaren, Workshops und Tagungen theorie- und praxisbezogene Kompetenzen an die Hand zu geben.

Mirko Niehoff ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berliner Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft und seit 2007 pädagogischer Leiter der KIgA e.V.